Die Ereignisse werden dem Karmapa berichtet 11 Wiederaufnahme der Suche
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Tenzin Dorjees Bekenntnis

Am nächsten Morgen um acht Uhr ging Tenzin Dorjee zu Karmapa (Sonam Chopel war schon am Vorabend nach Lhasa zurückgekehrt). Als sie allein waren, fragte der Karmapa Tenzin Dorjee, ob er glücklich sei über das Baby, das er am Tag zuvor gefunden hatte. Tenzin Dorjee erwiderte, dass er glücklich sei, da alles mit der Vorhersage des Karmapa übereinstimme. Er fügte hinzu, dass er sich in dieser Frage allein auf Karmapa verlassen und seine persönlichen Eindrücke und Gefühle hinsichtlich des Kindes deshalb zurückstellen müsse. Der Karmapa gab Tenzin Dorjee recht. Er sprach darüber, wie wichtig die Reinkarnation für den Buddhismus im allgemeinen und für die Karma Kagyu-Linie im besonderen sei, da Jamgon Rinpoche einer der Linienhalter ist. Ein Fehler diesbezüglich hätte zur Folge, dass er für den Buddhadharma und die Lebewesen nicht von Nutzen wäre und seine Aktivität nicht ausführen könne.

Sekrektär Tenzin Dorjee Während der Karmapa sprach, konnte Tenzin Dorjee nicht umhin, sehr beeindruckt zu sein. Er dachte sich, dass der Karmapa, obwohl noch so jung (er war zu der Zeit gerade 12 Jahre*), sich über das, was er tat, sehr klar war, auch über seine Verantwortung als Karmapa, dem Oberhaupt der Linie. Seine Prophezeiung und seine Instruktionen waren sehr präzise gewesen. Das sah Tenzin Dorjee nun sehr deutlich. Jedoch, nur einige Tage zuvor, als er sich enttäuscht und müde von der erfolglosen Suche nach der Reinkarnation gefühlt hatte, hatte er gedacht, dass der Karmapa letzten Endes wahrscheinlich zu jung sei. Von Reue überwältigt, gestand Tenzin Dorjee alles, und er weinte. Der Karmapa lachte, sagte er solle nicht weinen und segnete ihn.

Ohne weitere Erklärung forderte der Karmapa Tenzin Dorjee auf, sich noch einmal auf die Suche zu begeben. Überrascht fragte Tenzin Dorjee: "Was ist mit dem Baby, das wir gestern gefunden haben. Ist es nicht das richtige?" Der Karmapa erwiderte: "Das habe ich nicht gesagt. Aber du solltest noch einmal suchen."

Tenzin Dorjee stimmte zu. Er sagte dem Karmapa, dass er alles, was er von ihm verlange, tun werde. Selbst wenn er monate- oder jahrelang weitersuchen müsste, würde er dies tun, wenn der Karmapa es von ihm verlange.

Dann fragte Tenzin Dorjee den Karmapa, wo er die Suche diesmal aufnehmen solle. Damals hatte er sie angewiesen, in der Gegend von Chushur Dzong zu suchen. Der Karmapa sagte, er solle jetzt auf der anderen Seite des Flusses suchen (in Kamba Dzong, gegenüber von Chushur). Tenzin Dorjee fragte auch, wie er die Reinkarnation identifizieren solle. Der Karmapa antwortete, dass dies auf dieselbe Weise geschehen solle wie bei der ersten Suche. Grundlage sei der Vorhersagebrief.

Die Grüne Tara Lachend fragte Karmapa dann, ob er auf die Suche mitkommen solle. Dann gab er ihm einen Stapel Gebetsfähnchen aus Papier. Die solle er vom höchsten Punkt aus ausstreuen. Der Suchtrupp solle aus denselben Personen wie vorher zusammengesetzt sein. Unterwegs sollten sie, anstatt miteinander zu plaudern, so oft wie möglich die einundzwanzig Tara-Lobpreisungen singen. Er bemerkte auch, dass ihre Suche von einigen Hindernissen begleitet gewesen sei und die Krankheit von Phuntsok Tashi, Jamgon Kongtruls Mönch, damit zusammen hing.

Tenzin Dorjee ging dann zu Drupon Dechen Rinpoche und erzählte ihm, dass Karmapa sie angewiesen hatte, die Suche nach der Reinkarnation des Dritten Jamgon Kongtrul wieder aufzunehmen. Drupon Dechen Rinpoche war überrascht. Er sagte, wenn der Karmapa so entschieden habe, sollten sie seinen Anweisungen folgen. Und er fügte hinzu, da Karmapa angeboten hatte, sie zu begleiten, sollten sie ihn dringend ersuchen, solange mitzukommen, bis die Reinkarnation gefunden wäre.

Am selben Nachmittag machten sie sich nach Lhasa auf. Kurz vor ihrer Abfahrt gingen Tenzin Dorjee und Didi zu Karmapa und baten ihn eindringlich mitzukommen. Der Karmapa lachte und sagte, dass er schon einmal dort gewesen sei und dass sie nun schnell losfahren sollten.

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Bemerkung:
* Der Karmapa wurde 1985 geboren und war nach westlicher Berechnung damals 11 Jahre alt. Die Tibeter fügen in ihrer Berechnung ein Jahr hinzu und hielten ihn danach für 12 Jahre.

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