![]() ![]() Inhalt ____________ Enttäuschung und Verwirrung Am Abend des ersten August kehrte die Gruppe wieder nach Lhasa zurück. Dort angekommen erfuhren sie, dass Phuntsok Tashi, einer von Jamgon Kongtruls Mönchen, ernsthaft erkrankt und ins Krankenhaus gebracht worden war. Er war schon eingetroffen, um die neue Inkarnation, sobald sie gefunden war, begleiten zu können.
Drupon Dechen Rinpoche war schon sehr alt. Er konnte nicht mehr gut sehen, noch konnte er gehen. Er bat Lama Nyima um einen Khatak (weißen Seidenschal) und darum, diesen in seinem Namen dem Karmapa zu überreichen. Er solle ihm ausrichten, da die Suche soweit erfolglos gewesen war, wie außerordentlich wichtig es sei, jetzt seine Qualitäten als Karmapa klar zu manifestieren. Ebenso solle er Karmapa daran erinnern, von welch entscheidender Bedeutung es sei, die Reinkarnation des Dritten Jamgon Kongtruls zu erkennen. Er hatte ihn schon seit langem darum gebeten. Dann empfahl Drupon Dechen Rinpoche Tenzin Dorjee, den Karmapa umgehend aufzusuchen und ihm alle noch offene Fragen zu stellen. Denn so, fügte er hinzu, habe Tenzin Dorje keine andere Wahl als sich ganz und gar auf Karmapa zu verlassen.
Er forderte Tenzin Dorjee auf, ihm den Brief zu bringen, in dem er die Zeichen von Jamgon Kongtruls Wiedergeburt beschrieben hatte. Beinahe spielend, setzte er sich so hin, als ob er meditierte und sagte: "Zeig‘ her." Dann unterbrach er scheinbar seine Meditation und meinte, er müsse jetzt erst einmal ein paar Weintrauben essen. Er nahm sich ein paar von den Trauben vor ihm. Dann nahm er wieder die Meditationshaltung ein, aber er wirkte überhaupt nicht ernst. Das tat er ein paar Mal. Plötzlich nahm er einen Halm Kusha-Gras, wedelte damit vor Tenzin Dorjees Gesicht herum und zeigte nach Süden. Das wiederholte er dreimal. Tenzin Dorjee wurde immer ratloser und gereizter. Er hatte eine große Enttäuschung erfahren und es war ihm überaus ernst damit, Karmapa ein weiteres Mal um Rat zu bitten. Er hatte das Gefühl, dass Karmapa seine Sorge überhaupt nicht ernst nahm. Und er fragte sich, ob dieser letzten Endes vielleicht für eine solche Aufgabe noch zu jung war.
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