Die Region Lava
Lava ist ein entlegenes Dorf in Nordindien im Distrikt Darjeeling. Es liegt im Himalaya etwa 2.100 Meter über dem Meeresspiegel. Die Bevölkerung setzt sich aus verschiedenen ethnischen Gruppen zusammen, z.B. Manang, Thamang, Lepcha, Bhutanesen und Tibetern.
Der kulturelle Hintergrund
Die Bevölkerung dieser Region folgt überwiegend dem tibetischen Buddhismus. Für jede Familie gilt es als erstrebenswert, wenigstens einen Sohn in ein Kloster zu geben. Neben der religiösen Motivation hat dieser Brauch auch wirtschaftliche Hintergründe: Die Kinder erhalten im Kloster nicht nur Unterkunft, Nahrung, Kleidung und medizinische Versorgung, sondern auch kostenlose Schulbildung. Dies ist ein wichtiges Kriterium für viele der benachteiligten Familien in diesen abgelegenen Regionen Nordindiens. In Indien können häufig nur Familien aus der Mittelschicht die Schulgebühren für ihre Kinder tragen. In den Händen der Kinder und ihrer Bildung liegt jedoch die Zukunft der ganzen Familie.
Eine kurze Vorgeschichte
Das Kloster Lava liegt auf 2300 Metern Höhe in der Nähe von Kalimpong/Westbengalen in Nordindien. In der Abgeschiedenheit des Himalaya meditieren und studieren hier 116 Mönche. Die exiltibetische Gemeinschaft des kleinen Dorfes Lava hatte Jamgon Kongtrul Rinpoche im Jahre 1987 Land geschenkt mit der Bitte, ein Kloster in der Nähe ihres Dorfes zu errichten.
Die Bauarbeiten für das Kloster wurden im April 1988 aufgenommen und das Kloster wurde 1990 mit sieben Mönchen eröffnet. Mittlerweile dient es dem religiösen Leben der Region mit einem Einzugsvolumen von ca. 10.000 Menschen.
Im Jahre 1989 wurde die Errichtung eines Retreatzentrums begonnen. Das erste Dreijahresretreat begann im März 1991. Die traditionellen Mahamudra-Retreats in der Shangpa-Kagyu-Tradition wurden seitdem ununterbrochen fortgesetzt.
Ausbildung
In der tibetischen Kultur hat das Kloster die Funktion einer Ausbildungsstätte. Da in Indien Schulen kostenpflichtig sind, können nur die Kinder reicher Familien eine Schule besuchen. Sie kostet umso mehr Schulgeld, je besser die Ausbildung ist. Daher hat das Kloster eine wichtige soziale Funktion: Die Schüler werden vom Kloster versorgt und erhalten kostenlosen Unterricht – wichtige Kriterien für die sehr armen Menschen der Region.
Auch Waisen werden in den Klöstern aufgenommen. Rinpoches Wunsch war es, hier eine Art Modellkloster zu schaffen, in dem die Schüler eine möglichst breitgefächerte Ausbildung erhalten, neben den traditionellen Lehrfächern z.B. auch intensiven Englischunterricht. Falls sie sich später gegen ein monastisches Leben entscheiden, wird ihnen so der Einstieg in ein weltliches Leben erleichtert.
Nach der acht Jahre dauernden schulischen Grundausbildung kann in Lava mittlerweile eine buddhistische Hochschule, genannt „Shedra“, besucht werden. Dort wird ein weiterführendes 13-jähriges Studium der höheren buddhistischen Philosophie angeboten. So können Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft nie die Chance auf Schulbildung gehabt hätten, am Ende des Studiums sogar den Titel „Khenpo“ erhalten, der dem deutschen Professorentitel entspricht!
Die Unterhaltung des Klosters, der Studenten sowie die ständig wachsenden Anforderungen an den Umfang der Räumlichkeiten erfordern Mittel, die in diesem Maße von der einheimischen Bevölkerung nicht allein aufgebracht werden können.
Dank des Engagements von Spenderinnen und Spendern auf der ganzen Welt ist es bis heute gelungen, diese wichtige Einrichtung für die Region zu unterhalten. Das möchten wir auch in Zukunft tun.
Möchten auch Sie das Kloster Kagyu Thekchen Ling und seine Studenten unterstützen? Jeder noch so kleine Betrag wird dringend benötigt und ist herzlich willkommen!